Select Page

Der Übersetzer- und Copywriter-Zauberwürfel

ChatGPT hört nicht auf, die Medien- und Unternehmenswelt weiter auf Trab zu halten. Nachdem die anfängliche Begeisterung über die Fähigkeiten der KI von OpenAI etwas abgeflacht ist und wir die Möglichkeit hatten, es über einen gewissen Zeitraum zu verwenden, ist der Enthusiasmus kalter Pragmatik gewichen.

Unser neuer Begleiter, Assistent oder Gesprächspartner und dessen Fähigkeiten können nun objektiver eingeschätzt werden. Daher will ich anhand von Praxisbeispielen einen schnellen Überblick darüber schaffen, was das Ding wirklich auf dem Kasten hat.

Was kann ChatGPT eigentlich?

Stellen wir uns dazu konkret die Frage: Was kann ChatGPT eigentlich? Im Wesentlichen kann es in einem beispiellosen Tempo kohärente, strukturierte und inhaltlich solide Texte generieren. Zum Beispiel gibt man bei der Anfrage an, wie viele Wörter verwendet werden sollten, welche Struktur der Text haben soll, welches Thema behandelt wird und welcher Tone of Voice verwendet werden soll. Man kann seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Wie ich schon in meinem vorherigen Artikel erwähnt habe, habe ich so ziemlich jede Textsorte auf ChatGPT durchgetestet, die es gibt. Lyrik, Prosa oder Dialoge hat es auf beeindruckende Weise gemeistert.

Wendet man ChatGPT geschickt an, kann es bei der Textproduktion auf sehr spezifische Art und Weise zu einem mächtigen Hilfstool für Übersetzer und Copywriterinnen werden.

Übersetzungen mit Kontext 

Bei Übersetzungen hat sich das Tool als besonders hilfreich erwiesen. Wie die Erfahrung mit Deepl schon gezeigt hat, darf man natürlich nicht davon ausgehen, dass es ganze Textpassagen sprachlich einwandfrei von der Ausgangs- in die Zielsprache überträgt.

Das Spannende für Übersetzer liegt darin, dass es bei einer ordentlich formulierten Frage nicht nur einzelne sinnverwandte Wörter ausspuckt und ich dann selbst herausfinden muss, welches Wort das geeignetste wäre. ChatGPT liefert mehrere Beispiele, wie ein Wort in der Zielsprache in Sätzen verwendet wird.

Haben wir ein Wort mit mehreren stark voneinander abweichenden Bedeutungen, werden alle aufgezählt und ein passendes Beispiel dazu aufgeführt. Als gutes Beispiel dient das englische Wort yield:

Hier haben Übersetzerinnen und Übersetzer ein neues Ass im Ärmel, da wir zur Bedeutung gleich eine Anwendungshilfe mitgeliefert kriegen. Außerdem hilft diese Erklärung mit Kontext, sich die Vokabel und ihre Anwendungsbereiche besser zu merken.

Es ist wie immer wichtig anzumerken, dass ihr den Output von ChatGPT nachchecken müsst – manchmal dichtet sich die KI ihre eigene Realität zusammen.

Übersetzung von Titeln 

Auch bei Titeln, die eher eine metaphorische Bedeutung haben und die nicht immer leicht in die Zielsprache übertragbar sind, hilft der findige Roboter ungemein.

Ich musste kürzlich für eine Weinkellerei einen Text über ein Event aus dem Italienischen ins Deutsche und Englische übersetzen. Ein Titel brachte mich kurz ins Stocken: Es ging beim Event darum, Wein während einer Blindverkostung „mit all seinen Sinnen wahrzunehmen“. Der Titel im Original: Percorso sensoriale. Während mir auf Deutsch die Übersetzung „Tour der Sinne“ recht leicht von der Hand ging, kam ich beim englischen Part ins Grübeln.

Wörtlich aus dem Englischen wäre es sensory trail oder sensory path, vielleicht trail of senses – alles nicht wirklich elegant gelöst. Auch die wörtliche Übersetzung aus dem Deutschen, tour of senses und deren Spielarten, haben mich nicht überzeugt. Daher habe ich ChatGPT als Quelle der Inspiration genutzt:

Während mir die Optionen mit Sensual etwas zu schlüpfrig erschienen, bin ich bei Vorschlag Numero 5 hängen geblieben. Ohne jemals darüber nachgedacht zu haben, dass es bei dem Event auch um eine Art Immersion der Sinne in die Weinwelt geht, ist mir die Formulierung Sensory Immersion sofort ins Auge gesprungen. Meines Erachtens eine wunderbare Art, den Inhalt des Events in zwei Wörtern zusammenzufassen, ohne dabei die Poesie der Weinsprache missen zu müssen oder zu sehr vom Ausgangstext abzuweichen.

Titel und Headlines 

Nun ist es schon schwierig genug, manche Titel zu übersetzen – Titel aus dem Stegreif zu erschaffen, ist hingegen schlicht und ergreifend eine Wissenschaft für sich. Es gibt natürlich gewisse Feingeister, die sich gefühlt nur durch Headlines ausdrücken. Es ist ein Talent, mit dem man geboren wird – ich wurde das eindeutig nicht.  

Auch diesen Artikel zu betiteln, fiel mir schwer, ohne mich dabei der üblichen SEO-Muster zu bedienen. Daher habe ich ChatGPT um Unterstützung gebeten:

ChatGPT ist bekanntlich sehr diplomatisch in seinen Antworten, aber offensichtlich nicht die bescheidenste Software im Umlauf. Trotzdem habe ich in dieser Ansammlung digitalen Selbstlobs etwas Brauchbares herausfiltern können, das inzwischen den Anfang dieses Beitrags ziert.

Ideen sammeln und Schreibblockaden lösen 

Schreibblockaden sind etwas äußerst Lästiges. Gerade für Freelancer wie mich, die des Öfteren auf Stundenbasis arbeiten. Wenn ich für einen Text eine gewisse Stundenanzahl veranschlagt habe, dann erwarten sich meine Kunden natürlich, dass ich die Stunden einhalte, idealerweise sogar schneller bin – aber sicherlich nicht, dass ich mehr Zeit benötige, weil meine grauen Zellen auf Kurzurlaub sind.

ChatGPT ist ein Garten Eden der Ideen. Es kann spontane geistige Defizite bei menschlichen Schreiberlingen schnell wettmachen. Ich benötige einen Gliederungsvorschlag für meinen Artikel? ChatGPT liefert. Ich benötige Synonyme? ChatGPT liefert. Für nicht allzu komplexe Anfragen liefert ChatGPT eigentlich immer – solange es nicht wieder heillos überlastet ist und man temporär nicht darauf zugreifen kann.

Ich durfte letztens einen Blogartikel für ein Spa-Retreat in Südtirol schreiben. Es will sich als Honeymoon-Hotel positionieren. Da meine Flitterwochen noch ausstehen, war ich in diesem Thema noch nicht so bewandert. Also habe ich mir einen Schubs in die richtige Richtung geben lassen:

Wie ChatGPT selbst richtigerweise anmerkt, handelt es sich hier nur um einen Vorschlag. Auch ich habe diese Gliederung nur als Ausgangspunkt verwendet. Aber ich glaube, dieser Auszug spricht für sich selbst: Hatte ich zuvor einfach keinen Plan, worüber ich zum Thema Flitterwochen in Südtirol schreiben kann, wusste ich zumindest, wo ansetzen.  

Tone of Voice anpassen 

Habt ihr einen Text, der euch in seinem Ton irgendwie nicht passt – weil er nicht dem Tone of Voice des Kunden entspricht oder weil er euch einfach nicht gefällt, dann hilft euch die KI auch da weiter.  

Der Wein- und Sommelier-Jargon etwa ist eine besonders eigentümliche Art, sich auszudrücken. Was für Nicht-Weinkenner wie eine etwas erzwungene, von Metaphern überladene Sprache klingt, ist für Monsieur Connaisseur und Madame Connaisseuse Ausdruck ihrer tiefsten Wein-Empfindungen:

ChatGPT schafft es sogar, Essiggeschmack zu einem Qualitätsmerkmal zu machen. Sommeliers hätten dem Ganzen zwar noch mehr Flair verliehen, aber mir bleibt nichts anderes als zuzugeben: Das ist äußerst beeindruckend – und sympathisch.

Fazit 

Ich habe hier nur einige wenige Aspekte hervorgehoben, wie ChatGPT die Welt der Übersetzung und des Copywritings bereichern kann: Headlines können schnell zu Vorschlägen für Slogans werden; Gliederungen können zu inhaltlichen Inputs für einen Artikel erweitert werden; die Übersetzungsfunktion könnt ihr auch dann nutzen, falls es mal bei komplexen, ganzen Sätzen hakt.  

Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Nächste Woche werde ich darauf eingehen, wo ChatGPT in der alltäglichen Praxis seine Grenzen hat und wann man am besten seine Finger davon lässt.  

KI-Textgeneratoren im Content-Marketing

Ihr wisst ja, wie wichtig es ist, richtig gute Inhalte zu produzieren. Aber manchmal ist es einfach schwer, mit der Nachfrage Schritt zu halten, oder? Keine Sorge, jetzt gibt es KI-Textgeneratoren, die euch helfen können, tolle Inhalte für euer Content-Marketing zu erstellen – schnell und effizient.

In diesem Artikel stellen wir euch 5 super starke Tools vor: Content at Scale, Surfer, Neuroflash und andere hilfreiche Tools vor. Damit könnt ihr ganz easy eurer Content-Marketing optimieren.

Praxistest Blog-Artikel: Die Nachteile von ChatGPT

Der Hype um ChatGPT lässt langsam nach. Enthusiasmus weicht nun Ernüchterung: #openai hat uns zwar ein großartiges Tool geschenkt, aber nach und nach kristallisieren sich die kleinen Makel der #KI heraus. Zur Veranschaulichung für die Praxis habe ich anhand eines Blog-Artikels, den ich von ChatGPT verfassen lassen habe, die Unzulänglichkeiten analysiert. Der Artikel zeigt ganz klar: AI kann viel – jedoch (noch) nicht ohne Mensch.